because art is food                                          

Ich mag linke Diktaturen viel lieber als rechte. Mit Terrorist:innen geht es mir genauso. Die RAF kann ich einfach viel besser leiden, als den NSU.  Weil ich bei denen wenigstens die Ideale verstehe, die sie verraten.

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Welch kleines Häuflein im Vergleich zum Mai. Das stimmt hoffnungsfroh 12/22

Liebe Freundin, lieber Freund,

bitte gehe spazieren, überlasse den Feinden der Freiheit nicht den öffentlichen Raum.[Ich bin gerade nicht mehr meiner Meinung. So wie die zusammengeschrumpelt sind, lasst sie einfach rechts liegen.]


SeiGegenspaziergänger:in (PDF herunterladen, ausdrucken, weitergeben)!



Ein Din A4 Blatt formt Querdenken 615-Darmstadt zur eigenen Gegenveranstaltung um.

Eine Zeitlang wenigstens.


Querdenken und der Antisemitismus

"Mäßigen Sie sich", sagt der junge Polizist.

"Worin?", frage ich.

"Sie haben den Redner gerade einen Antisemiten genannt und Sie dürfen eine Person nicht einfach als Antisemiten beschimpfen."

"Ich glaube nicht, dass der Herr sich dadurch beschimpft fühlt."

"?"

"Der Herr hat in seiner Rede gerade über eine Webseite gesprochen, die geschlossen worden sei, weil ihr ein Antisemitismusvorwurf nur gemacht worden wäre, um den Betreiber der Seite mundtot zu machen. Das ergibt aber nur dann einen Sinn, wenn der Redner die antisemitische Hetze der Seite nicht für Hetze sondern für die Wahrheit oder zumindest für von der Meinungsfreiheit geschützt hält. Ich muss also weder den Redner, noch die Inhalte der Seite kennen, um ihn einen Antisemiten nennen zu dürfen, weil er einer ist."

Wir unterhalten uns noch eine kleine Weile und ich darf ungestört weiter stören.

Darmstadt, im Mai 2022


Handkarren mit Trauerflor

"Was ist das für eine Zeit, wo ein Spaziergang oft ein Verbrechen ist, weil er die Kranken und Toten verhöhnt!", deklamiere ich inmitten einer ansehnlichen Gruppe Spaziergänger. Ich spreche so laut, dass auch unbeteiligte Passanten mich hören und verstehen können. "Sprechen Sie mich nicht an!" und "ich fühle mich von Ihnen beleidigt", wurde mir am Montag der vorigen Woche gesagt, als ich Spaziergängerinnen und Spaziergänger ansprach. Heute wäre ein Gespräch leicht möglich gewesen. "Vielleicht möchten Sie in Ruhe mit mir sprechen", werde ich gefragt. Dieses Gespräch würden, die Passanten, die zufällig Zeugen des Spaziergangs werden, dann aber weder hören noch verstehen können - ein Gespräch also, das mich zum Schweigen bringen soll. "Die dort ruhig die Straße lang gehen, sind wohl nicht mehr erreichbar für ihre Nachbarn, die in Not sind?", deklamiere ich weiter und "Dabei wissen wir ja: Der Haß verzerrt nicht immer die Züge. Die den Boden bereiten wollen für Unfreundlichkeit, können selber sehr freundlich sein. Sie lächeln und formen aus Daumen und Fingern ein Herz." (Montag, 31.01.2022)


Gehe ich am Montagabend in meiner kleinen, kleinen Stadt spazieren, bin ich nicht alleine und es geschieht so allerhandlei. Ein Herr im Wollmantel und mit gepflegtem Vollbart fasst mir, während ich versuche, mit einer Spaziergängerin ins Gespräch zu kommen, ganz unvermittelt ins Gesicht und reißt mir die Maske, die in der Zeit der Pandemie vor Ansteckung helfen soll, herunter. "Nanu", sage ich, "was soll denn das, weshalb fassen Sie mich an?" Noch überraschter, als von dem plötzlichen Griff in mein Gesicht, bin ich von der Reaktion des Herren auf meine Frage: "Sprechen Sie mich nicht an! Sprechen Sie mich nicht an, ich möchte von Ihnen nicht angesprochen werden!", ruft der Wollmantel recht aufgebracht. Eine eigenwillige Strategie, um nicht angesprochen zu werden, ist es, anderen Leuten ins Gesicht zu fassen. Als demaskiert empfinde ich mich an diesem Abend nicht.

Etwa neunzig Menschen gehen die Straße entlang. Viele stören sich an mir, aber nur ein weiterer stört sich daran, dass auch rechtsextreme Gruppen und Parteien zu dem Spaziergang in unserer kleinen, kleinen Stadt aufgerufen haben. (Montag, 24.01.2022)

 

Ich nehme das Wort

lege es in Holzwolle,

wickle es darin ein.


Ich übergieße die Wolle mit Wachs.


Ist das Eckige noch eckig?

Das Kind nennt den nackten Mann,

einen nackten Mann.

Ist das Runde noch rund?

Das dumme Kind, das dumme.


Wo habe ich Feuer? Ach, da.

Die Finger verbrennt das Wort jetzt und die Mäuler.

Es wird ausgespuckt und weggeworfen.

Ausgetreten und in den Graben gestoßen.


Dreckig ist es jetzt und etwas kaputt.


Das Eckige ist noch immer eckig.

Das Runde bleibt weiter rund.

Die Neun ist, aus allen Blickwinkeln betrachtet, die Neun.

Die Sechs, die Sechs.


Schau nicht hin, Kind, sagen die Eltern,

denn der Kaiser ist nackt.


Spazieren gehen am Montagabend

Wirklich, ich lebte in hellen Zeiten, wo

Ein Gespräch über Bäume fast eine Tugend war


Doch das arglose Wort ist verhallt. Eine glatte Stirn

wurde lang nicht gesehen. Der Lachende

hat die furchtbare Nachricht

gerade eben empfangen.


Was ist das für eine Zeit, wo

Ein Spaziergang oft ein Verbrechen ist

Weil er die Kranken und Toten verhöhnt!

Die dort ruhig die Straße lang gehen

Sind wohl nicht mehr erreichbar für ihre Nachbarn

Die in Not sind?


Dabei wissen wir ja:

Der Haß verzerrt nicht immer die Züge

Die den Boden bereiten wollen für Unfreundlichkeit

Können selber sehr freundlich sein.


Sie lächeln und formen aus Daumen und

Fingern ein Herz



Stuttgart 711

„Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“

Ein Freigeist, nahe Stuttgart, liest seinen Tucholsky neuerdings so:

„… als sich im offenen Gegensatz zur Wirklichkeit zu befinden und laut zu rufen: Doch!“

Ich werde ihn küssen, wenn ich ihn treffe,

meinem Hunde pfeifen, wenn er kläffe,

ihn lieb und nett behandeln,

mit Palmen ihn umwandeln,

denn er ist so zart,

so ischd halt seine Art.

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